Mehrere tausend Besucher unterstützen die Flutopfer
9 Leute. Mehr brauchte es nicht um die Veranstaltung aus dem Boden zu stampfen, die am vergangenen Wochenende in Wachtberg-Berkum stattgefunden hat. Dort hatten die Organisatoren der Aktion „Wir für HIER“ zur Benefiz-Aktion aufgerufen und mehrere tausend Bürger waren dem nachgekommen. Sämtliche Erlöse kamen den Betroffenen der Flutwelle vom 4. Juni zu Gute, die in den Wassermassen ihr Hab und Gut verloren hatten.
Gefühlt ganz Wachtberg tummelte sich auf und um den Bernareggio-Platz und hatte offenbar viel Hunger mitgebracht: Von den knapp über 100 Kuchen, die zahlreiche Unterstützer gespendet hatten, war jedenfalls nach eineinhalb Stunden kein Krümel mehr übrig. So erging es auch Karl Sonntag von der Charlys Backstube in Pech. „Das 10-Meter-Baguette hat nicht mehr als zwei Stunden gereicht, dann war alles aufgegessen“, sagte er freudig. Erlös in seinem Fall: Fast 400 Euro, die ohne Umwege den Betroffenen zu Gute kommen werden.
Auch das Villiper Dreigestirn ließ es sich nicht nehmen, die Aktion als Moderatoren und Auktionatoren zu verstärken. Prinz Thomas begrüßte die vielen Besucher pünktlich um 14 Uhr und fand neben viel berechtigtem Lob an der Wachtberger Feuerwehr auch mahnende Worte: „Wir können eigentlich froh sein, dass keinem etwas passiert ist“. Jungfrau Baptista animierte die Zuschauer zum Geldausgeben; „Sie helfen mit allem was Sie hier erwerben“.
Das ließen sich die Wachtberger nicht zweimal sagen, in kurzer Zeit waren auch die Lose für die Tombola verkauft. Das Highlight der Veranstaltung war dann aber die Versteigerung von gespendeten Preisen durch das Dreigestirn; hier kamen unter anderem Traktor- und Planwagenfahrten, ein Hubschrauberrundflug oder eine von Max Mutzke und den Common Linnets signierte Gitarre unter den Hammer und wurden zu Preisen von teilweise deutlich über 100 Euro verkauft.
Ein besonderes Ausrufezeichen setzte die Band „Jodesberger Junge“, die ein Privatkonzert zur Versteigerung anboten. Einem Bieter war diese einmalige Chance 630 Euro wert – Rekord an diesem Nachmittag.
Für die musikalische Untermalung auf der Bühne sorgten die Jagdhornbläser aus Rheinbach, ehe die Godesberger Band „Winterfeld“ übernahm. „Es ist eigentlich ein Wunder, dass wir hier heute spielen können“, erzählten Sie. Vor zwei Wochen stand auch ihr Godesberger Proberaum samt Instrumenten unter Wasser. Für coole Dancemoves zu Hip-Hop-Musik war eine Wachtberger Mädels-Gruppe zuständig und legte eine flotte Sohle aufs Parkett. Auch die Kinder des Drachenchors ließen es sich nicht nehmen, ein Lied vor vollen Rängen zum Besten zu geben.
„Man muss helfen“, sagte Heike Meedin, die den zündenden Facebook-Eintrag vor zwei Wochen verfasste. „Das war Anfangs nur als eine Art Flohmarkt gedacht“, erzählte sie, es habe sich dann aber schnell verselbstständigt. Mit acht weiteren Helfern traf man sich wenige Tage nach der Flut beim Lumis in Berkum, dort fiel dann der Entschluss, eine Orga-Facebook-Gruppe zu gründen. „Nach nur zehn Minuten haben wir die 1.000 Unterstützer geknackt“, sagt Meedin.
Neben den vielen großen Spendern waren auch viele Kinder gekommen, die auf einem Flohmarkt ihre Spielzeuge verkauften. Die Kinder bezahlten im Vorfeld eine kleine Standgebühr als Spende an die Flutopfer, ihren Erlös konnten sie dafür behalten. Ob es sich gelohnt hat? „Gefühlt sind sie jetzt Millionäre“, erzählte Michaela Kleikamp lachend.
Wie genau die Spenden jetzt verteilt werden, darüber möchten sich die Organisatoren jetzt in Ruhe Gedanken machen – in den vergangenen 12 Tagen war dazu verständlicherweise wenig Luft. Die Veranstaltung war allerdings ein voller Erfolg – im Internet wünschte sich manch einer bereits eine Wiederholung. (RSC)